Diese Entwicklung lässt sich unter anderem mit dem weiter voranschreitenden technischen Fortschritt begründen. Technologien wie Cloud-Lösungen oder künstliche Intelligenz erhöhen die Effizienz von Cyber-Angriffen in Geschwindigkeit und Umfang. Die virtuellen Offensiven werden immer raffinierter und zielgerichteter. Forciert wird die Schadenentwicklung durch eine Aufweichung der IT-Sicherheit der Unternehmen wegen der aktuell immer noch praktizierten Homeoffice-Regelungen. Steigendes Gefahrpotential sehen die Versicherer in den Kategorien Betrug und Fälschung und insbesondere auch bei der sog. Ransomware: Eingeschleuste Schadsoftware verschlüsselt die Daten des Angriffsopfers, so dass auf diese nicht mehr zugegriffen werden kann. Folgen sind Datenverluste und Betriebsunterbrechungen. Als Lösegeld für die Herausgabe der Daten werden nicht selten fünfstellige Summen verlangt.
Mittlerweile sollten doch die meisten Unternehmen eine Cyber-Versicherung abgeschlossen haben, welche bei den skizzierten Szenarien Schutz bietet?
Erstaunlich ist, dass trotz zahlreicher Belege für die Notwendigkeit einer Cyberversicherung das Abschlussverhalten hierzulande noch immer zögerlich verläuft - dies vermutlich wegen mangelndem Verständnis für Risiken und Deckungskonzepte und großem Vertrauen in eigene Schutzmaßnahmen und Technik. Zudem sind Schäden und Ausmaß von Cyberattacken schwer vorstellbar, solange das eigene Unternehmen noch nicht davon betroffen war. Dabei neigen sich die „guten Zeiten“ zum Abschluss einer Cyber-Versicherung dem Ende entgegen – die Goldgräberstimmung der Risikoträger ist definitiv vorbei.
Was bedeutet das konkret für das Neugeschäft und die Prolongation bestehender Verträge?
Bei Neuanfragen sowie Prolongationen müssen sich die Kunden und Interessenten auf eine aufwändige Risikoermittlung mit detaillierten Fragebögen und Risikoaudits einstellen. Denn aufgrund ihrer Schadenerfahrungen zeichnen die Versicherer Cyber-Risiken zunehmend zurückhaltender – wenn überhaupt! Einige Versicherer haben den Markt bereits verlassen oder sehen von Versicherungsangeboten ab. Dies führt dazu, dass kein adäquater Versicherungsschutz aufgebaut werden kann oder nur bei erheblichen Prämien und Eigenbehalten und/ oder strikteren IT-Security-Vorgaben an den Versicherungsnehmer.
Sie wollen mehr erfahren über die Entwicklung der Cyberversicherung? Dann nehmen Sie am AVW-Webinar „Financial Lines in und nach der Pandemie – Rückblick und Ausblick auf einen turbulenten Markt“ am 23. Juni noch spontan teil. Anmeldung über: marie-christine.fatsawo@avw-gruppe.de.
