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Ein Jahr nach Sturmtief „Bernd“ – Erste Hochrechnung der Schadenzahlen für 2022

Im Juli 2021 verursachte Sturmtief „Bernd“ in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen versicherte Schäden in Höhe von 8,5 Milliarden Euro. Ein Jahr später ziehen die Versicherer jetzt eine insgesamt positive Bilanz: Trotz einiger Verzögerungen im Wiederaufbau konnten bereits rund zwei Drittel aller Versicherungsschäden abgeschlossen werden.

Es war die schadenreichste Naturkatastrophe, die Deutschland bis dato erlebt hatte: Im Juli 2021 löste das Sturmtief „Bernd“ eine verheerende Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen aus und verursachte versicherte Schäden in Höhe von insgesamt 8,5 Milliarden Euro. Ein Jahr später sind nun rund zwei Drittel der Versicherungsfälle abgeschlossen. Fünf Milliarden Euro wurden bereits von den Versicherungen ausgezahlt. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zieht für die Schadenregulierung insgesamt eine positive Bilanz: So gut wie jeder Hausbesitzer, der versichert war, hat nach Aussage der Versicherer schnell Geld von seiner Versicherung erhalten.

Besonders teure und komplexe Schäden

Das Hochwasser stellte die deutschen Versicherer vor große Herausforderungen. Denn „Bernd“ verursachte nicht nur viele, sondern vor allem auch teure und komplexe Schäden. 213.000 Schäden verzeichneten die Versicherer insgesamt. Davon 91.000 beschädigte Wohngebäude, 54.000 Versicherungsfälle in der Hausratversicherung, 40.000 beschädigte Kfz sowie 28.000 Firmen, die durch den Starkregen Sachschäden und Betriebsunterbrechungen meldeten. Mehr als 2.000 Einfamilienhäuser wiesen Schäden von mehr als 100.000 Euro auf und mussten wieder instandgesetzt werden. 210.000 Euro betrug der Durchschnittsschaden pro Wohngebäude im Kreis Ahrweiler – der höchste jemals gemessene Schadendurchschnitt bei Wohngebäuden. Im Kreis Euskirchen war jedes vierte Haus beschädigt.

Die weitere Regulierung hängt jetzt vom Tempo des Wiederaufbaus ab. Denn: In jedem vierten Versicherungsfall sind Wiederaufbau und Instandsetzung noch nicht abgeschlossen. Vor allem, weil es an Materialien und Handwerkern mangelt. Insgesamt stehen noch Zahlungen von 3,5 Milliarden Euro aus.

Jetzt auf Prävention setzen

Für die Zukunft gilt es, Schäden in diesem Ausmaß unbedingt zu vermeiden. Zum Beispiel über eine Ergänzung aller Gebäudeversicherungsverträge mit der Elementarschadenversicherung sowie mittels Neubauverboten in hochwassergefährdeten Lagen, besseren baulichen Anpassungen und weniger Versiegelungen. Schon kleine Details können den Unterschied machen. Etwa, wenn ein Haus auf einem kleinen Sockel gebaut wird.  Eine Pflichtversicherung allein verhindert keinen Schaden. Wenn Prävention und Klimafolgenanpassung vernachlässigt werden, wird der Klimawandel eine Spirale aus steigenden Schäden und steigenden Prämien in Gang setzen.

Schadenbilanz zum ersten Halbjahr 2022

Dass das Thema ernst genommen werden muss, zeigt auch die Naturgefahren-Bilanz nach dem 1. Halbjahr 2022. Denn bisher ist 2022 ein überdurchschnittliches Schadenjahr. Naturgefahren haben im ersten Halbjahr 2022 Schäden in Höhe von rund 3 Milliarden Euro verursacht. Allein die Wintersturm-Serie „Ylenia“, Zeynep“ und „Antonia“ im Februar sorgte mit 1,4 Milliarden Euro für fast 50 Prozent der Schäden. Die Sturmserie liegt damit auf Platz drei der schwersten Winterstürme seit 2002.

Schwere Schäden richtete im Mai auch der Tornado „Emmelinde“ in Paderborn, Höxter und Lippstadt an. Große Überschwemmungen und Starkregen mit hohen Schäden gab es in den ersten sechs Monaten jedoch nicht. Die bisherigen Elementarschäden von 100 Millionen Euro liegen deshalb weit unter dem Erwartungswert für 2022.

Für Sturm- und Hagelschäden beträgt der langjährige Durchschnitt der erwarteten Schäden für das erste Halbjahr 2022 rund 1 Milliarde Euro. Von den 3 Milliarden Euro der Gesamtschäden im ersten Halbjahr 2022 entfielen 2,5 Milliarden Euro auf Schäden an Häusern, Hausrat sowie Gewerbe- und Industriebetrieben und weitere Naturgefahren. Die Kraftfahrtversicherer registrierten im ersten Halbjahr mit rund 5 Millionen Euro mehr Schäden als sonst.

Gut 95% der institutionellen Wohnungswirtschaft verfügt über einen Versicherungsschutz gegen Elementarschäden. Die Wohnungsunternehmen, die bisher über keinen entsprechenden Versicherungsschutz verfügen, sind vor dem Hintergrund der tendenziell steigenden Schadenzahlen gut beraten, sich Gedanken über diese elementare Versicherungsdeckung zu machen. Sprechen Sie uns gerne hierzu an.