Es war die schadenreichste Naturkatastrophe, die Deutschland bis dato erlebt hatte: Im Juli 2021 löste das Sturmtief „Bernd“ eine verheerende Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen aus und verursachte versicherte Schäden in Höhe von insgesamt 8,5 Milliarden Euro. Ein Jahr später sind nun rund zwei Drittel der Versicherungsfälle abgeschlossen. Fünf Milliarden Euro wurden bereits von den Versicherungen ausgezahlt. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zieht für die Schadenregulierung insgesamt eine positive Bilanz: So gut wie jeder Hausbesitzer, der versichert war, hat nach Aussage der Versicherer schnell Geld von seiner Versicherung erhalten.
Besonders teure und komplexe Schäden
Das Hochwasser stellte die deutschen Versicherer vor große Herausforderungen. Denn „Bernd“ verursachte nicht nur viele, sondern vor allem auch teure und komplexe Schäden. 213.000 Schäden verzeichneten die Versicherer insgesamt. Davon 91.000 beschädigte Wohngebäude, 54.000 Versicherungsfälle in der Hausratversicherung, 40.000 beschädigte Kfz sowie 28.000 Firmen, die durch den Starkregen Sachschäden und Betriebsunterbrechungen meldeten. Mehr als 2.000 Einfamilienhäuser wiesen Schäden von mehr als 100.000 Euro auf und mussten wieder instandgesetzt werden. 210.000 Euro betrug der Durchschnittsschaden pro Wohngebäude im Kreis Ahrweiler – der höchste jemals gemessene Schadendurchschnitt bei Wohngebäuden. Im Kreis Euskirchen war jedes vierte Haus beschädigt.
Die weitere Regulierung hängt jetzt vom Tempo des Wiederaufbaus ab. Denn: In jedem vierten Versicherungsfall sind Wiederaufbau und Instandsetzung noch nicht abgeschlossen. Vor allem, weil es an Materialien und Handwerkern mangelt. Insgesamt stehen noch Zahlungen von 3,5 Milliarden Euro aus.
Jetzt auf Prävention setzen
Für die Zukunft gilt es, Schäden in diesem Ausmaß unbedingt zu vermeiden. Zum Beispiel über eine Ergänzung aller Gebäudeversicherungsverträge mit der Elementarschadenversicherung sowie mittels Neubauverboten in hochwassergefährdeten Lagen, besseren baulichen Anpassungen und weniger Versiegelungen. Schon kleine Details können den Unterschied machen. Etwa, wenn ein Haus auf einem kleinen Sockel gebaut wird. Eine Pflichtversicherung allein verhindert keinen Schaden. Wenn Prävention und Klimafolgenanpassung vernachlässigt werden, wird der Klimawandel eine Spirale aus steigenden Schäden und steigenden Prämien in Gang setzen.