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Wohngebäudeversicherung - Wie die Inflation die Versicherer trifft

Die hohe Inflation trifft die Versicherungsbranche hart. Schäden kosten die Versicherer heute deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren. Die Wohngebäudeversicherer sind besonders betroffen, da die Preise für Baumaterialien sprunghaft steigen. Kommen jetzt deutliche Beitragserhöhungen auf die Versicherungsnehmer zu?

Versicherungsbeiträge werden regelmäßig mittels Indexanpassungen wie dem gleitenden Neuwertfaktor angepasst. Für 2023 hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) diesen auf 14,7 Prozent festgelegt. Doch Experten warnen, dass diese Erhöhung allein nicht mehr reicht, um den inflationsbedingten Preissteigerungen, mit denen die Branche derzeit konfrontiert wird, standzuhalten. Gerade die Wohngebäudeversicherer sind betroffen, da sich die Preise für Baumaterialien überdurchschnittlich erhöhen. 2022 lag die Preissteigerung deutlich über dem allgemeinen Schnitt von 7,9 Prozent.

Gleitender Neuwertfaktor zu niedrig angesetzt

Das Problem: Der gleitende Neuwertfaktor für 2023 wurde bereits im Mai 2022 festgelegt und basiert auf den Preisen für Löhne und Baumaterialien zwischen Mai 2021 und Mai 2022. Jetzt schon veraltete Werte – und gleichzeitig dauert es bis diese Indexanpassungen überhaupt bei den Versicherern ankommen. Denn die Verträge werden zeitversetzt erst zur Hauptfälligkeit der Policen angepasst.

Zeit, die die Versicherer nicht haben. Die Inflation macht keine Pause. Im Gegenteil: Schon auf die Zahlen der Wohngebäudeversicherer für 2022 dürften die sprunghaft steigenden Schadenaufwendungen Einfluss haben. Ein Jahr, das noch von einem niedrigen Anpassungsfaktor aus den Jahren 2020 und 2021 geprägt war, während die Schadenkosten 2022 schon rasant stiegen.

Werden die Beiträge über die Indexanpassung hinaus angepasst?

Vermutlich nicht. Denn bei Preissteigerungen über den Anpassungsfaktor hinaus, hat der Versicherungsnehmer ein Sonderkündigungsrecht. Das Risiko, dadurch Kunden zu verlieren, werden nicht viele Versicherer eingehen wollen. Stattdessen dürften die Versicherer in Anbetracht steigender Schäden in Betracht ziehen, mehr Rückversicherungsschutz einzukaufen.