Schaden

Innovative Schadenprävention in der Trinkwasserinstallation – Ein Pilotprojekt mit Potenzial

Die Schadenprävention gehört zu den größten Herausforderungen der Versicherungsbranche – insbesondere im Bereich von Leitungswasserschäden. Trotz moderner Technik bleibt dieser Schadenbereich für die Wohnungswirtschaft und Versicherer weiterhin ein kostspieliger Risikofaktor. Georg Scholzen, Risikoingenieur und Experte für Leitungswasserschäden im FORUM LEITUNGSWASSER der AVW, stellte in einem Vortrag auf den Mainzer Immobilientagen eine neue, digitale Lösung zur Schadenprävention vor, die die Problemstellung von Wasserschäden in Gebäuden angeht und durch einfache Installation sowie niedrigere Kosten besticht.

Die Problemstellung: Leitungswasserschäden als Kostentreiber

Ein Großteil der Sachschäden in der Wohngebäudewirtschaft ist auf Leitungswasserschäden zurückzuführen, die rund 50% der Gesamtschäden in diesem Bereich ausmachen. Besonders brisant: Seit den 1990er Jahren hat sich die Schadenhöhe dramatisch erhöht. Durch die Inflation und steigende Baukosten haben sich die durchschnittlichen Schadenkosten vervielfacht, sodass die finanzielle Belastung für Versicherer und Immobilienwirtschaft weiter steigt. Der Durchschnittsschaden in der verbundenen Wohngebäudeversicherung beträgt laut GDV-Statistik mittlerweile über 4000 Euro.

Absperrventile – eine unzureichende Lösung

Bisherige technische Maßnahmen wie Absperrventile oder andere sensorbasierte Systeme zur Überwachung des Wasserdurchflusses sind im Einzelfall eingesetzt worden, haben sich aber in der Masse, insbesondere in größeren Objekten, wie Mehrfamilienhäusern, als wenig praxistauglich erwiesen. Häufig führte der Einsatz solcher Systeme zu Fehlalarmen oder Einschränkungen im Alltag – wie etwa einem automatischen Wasserstopp während des Duschens – was letztlich zu einem unbefriedigenden Nutzungserlebnis und einer geringen Akzeptanz in der Praxis führte.

Neue Wege mit digitaler Wasserüberwachung

In einem Pilotprojekt wurde ein neuartiges System erprobt, das eine zentrale und flexible Überwachung des Wasserverbrauchs in Echtzeit ermöglicht. Das Kernstück des Systems ist ein einfach zu installierendes Überwachungsgerät, das auf bestehende Wasserzähler aufgesetzt wird und kontinuierlich Impulse zählt, um den Wasserverbrauch zu analysieren. Der Zugang zur Installation ist einfach gestaltet und erfordert keinen Eingriff in die Installation der Trinkwasserleitungen. Voraussetzung ist ein impulsfähiger Wasserzähler. Ein Hauptmerkmal ist die Möglichkeit zur Alarmfunktion bei auffälligen Verbrauchsmustern, was frühzeitig auf potenzielle Schäden oder ungewöhnlichen Verbrauch hinweist.

Praxiserfahrungen im Pilotprojekt: Einfache Installation und frühzeitige Erkennung

Das Pilotprojekt umfasste zehn Gebäude mit insgesamt 52 installierten Geräten, darunter auch komplexe Gebäudestrukturen, wie z.B.

  • Seniorenheim,
  • Psychiatrische Klinik,
  • Schule,
  • Sport-/Veranstaltungshalle,
  • Rathaus,
  • Kapelle,
  • Kita,
  • Hallenbad.

 

Der geringe Installationsaufwand und die geringen Folgekosten wurden als wichtige Pluspunkte hervorgehoben, ebenso wie die einfache Bedienung für Anwender.

Die ersten Ergebnisse zeigen, dass das System in der Lage ist, Leckagen und andere Anomalien zu erkennen, bevor größere Schäden entstehen. Beispielsweise konnte in einem Fall ein erhöhter Wasserverbrauch, verursacht durch eine defekte Toilette, rechtzeitig entdeckt und behoben werden. In einem weiteren Fall wurde nächtlicher Wasserabfluss festgestellt, der auf unautorisierten Zugriff hindeutete. Diese Vorfälle verdeutlichen das breite Einsatzspektrum des Systems und das Potenzial zur Reduzierung von Wasserverlusten.

Fazit: Zukunftsweisende Lösung für die Wohnungswirtschaft

Das System bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Prävention von Leitungswasserschäden und zur Kontrolle des Wasserverbrauchs in der Wohnungswirtschaft. Durch die Nutzung bestehender Wasserzähler und die Einbindung moderner Datenübertragungstechniken wird eine kostengünstige und wartungsarme Überwachung ermöglicht. Das Pilotprojekt zeigt, dass sich die Technik sowohl für Neubauten als auch für Altbauten eignet und dass durch eine breite Implementierung potenziell erhebliche Einsparungen für Immobilienbesitzer und Versicherer erzielt werden können.