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Das Versicherungsjahr 2020

2020 war ein Jahr im Ausnahmezustand. Corona hat alle Bereiche des Lebens in essentieller Weise verändert – auch die Versicherungswirtschaft. Hartmut Rösler, Geschäftsführer der AVW Unternehmensgruppe, blickt auf dieses besondere Jahr zurück.

Die deutsche Assekuranz ist vergleichsweise gut durch das Corona-Jahr 2020 gekommen. Unterm Strich stehen ein nur geringfügiger Rückgang bei den Ergebnissen und sogar ein leichter Beitragszuwachs von 1,2 % auf 220,1 Mrd. Euro. Die Schaden- und Unfallversicherung meldete ein Plus von 2,1 % auf 74,8 Mrd. Euro Beiträge.

Betriebsschließungsversicherung und Kreditversicherung

Während im hart getroffenen Bereich Veranstaltungsausfalldeckung anstandslos geleistet wurde, entwickelte sich der Umgang mit den Schäden aus der Betriebsschließungsversicherung (BSV), die marktweit nur rund 25 Mio. Euro Beitragseinnahmen umfasst, zu einem PR-Desaster. Trotz der ausufernden Risikoberichterstattung wurde das Risiko bei einigen Versicherern extrem unterschätzt.

Anders in der Kreditversicherung: Hier setzte die Branche im Schulterschluss mit der Politik eine geräuschlose Lösung um: Die wirtschaftlich kritische Lage könnte dazu führen, dass Lieferketten reißen und Produzenten wie Dienstleister selbst in Insolvenz geraten, weil deren Kunden ihre Rechnungen nicht bezahlen können. Mit einer Verlängerung der 30 Milliarden-Euro-Bundesgarantie für Entschädigungszahlungen aus der Delkredereversicherung in Verbindung mit einer Aussetzung der Insolvenzantragspflicht für Unternehmen bis Mitte 2021 soll ein Kreditausfall-Gau verhindert und die Wirtschaft stabilisiert werden.

Dennoch: Die zentrale Erkenntnis ist, dass das Pandemierisiko von der privaten Versicherungswirtschaft nicht zu decken ist. Mittlerweile sind Pandemien aus den meisten Policen gestrichen worden, auch die Rückversicherer haben die Deckung entsprechend reduziert. Ob es in absehbarer Zeit zu einer Lösung analog der Terrordeckung kommt, wo der Staat einen großen Teil des Risikos trägt, ist noch unklar.

Rückgang der Schäden in der Kfz-Versicherung, Mehraufwand in der Krankenversicherung

In der beitragsstärksten Sparte, der Kfz-Versicherung, führte der Lockdown zu einem starken Rückgang der Schäden um 9,1 %. Die Sachversicherer mussten damit die Corona-bedingten Belastungen, etwa durch Betriebsschließungen und Veranstaltungsausfälle, ausgleichen.

In der Krankenversicherung wurden die durch ausgefallene Operationen und Behandlungen rückläufigen Schadenaufwendungen vom Mehraufwand an Leistungen für Ärzte und Krankenhäuser überkompensiert – etwa für höhere Hygienestandards in Folge von Corona. 1 Mrd. Euro betrug der Mehraufwand insgesamt.

Wie teuer die Pandemie für die Versicherungswirtschaft am Ende genau sein wird ist genauso offen, wie der weitere Verlauf der Krise in 2021. Eine genauere Einschätzung wird erst mit den Bilanzen der Versicherer für 2020 vorliegen.

Cyper-Risiken höher als gedacht, sprunghafte Marktverhärtung der D&O-Versicherung

In der Industrieversicherung standen die Zeichen auf Sanierung. Nach Jahren des beispiellosen Prämienverfalls sanieren die Versicherer ihre Bestände ausgerechnet in einem Moment wirtschaftlicher Not für viele Kunden. Davon ist neben der D&O-Versicherung besonders auch die Cyber-Sparte betroffen. Hier zeigt sich, dass die Risiken aus Cyber-Vorfällen, etwa was das Kumul-Potential betrifft, doch größer sind, als die Risikoträger zu Beginn gedacht hatten. Zwar gab es im Jahr 2020 keine globalen Angriffe einzelner Schadprogramme, doch auch die täglichen Cyberattacken und zunehmend ausgefeilten Angriffe auf Unternehmen führten dazu, die Deckung zu reduzieren und die Prämien zu erhöhen.

Wer hierbei keinen qualifizierten Makler an seiner Seite wusste, war den meist kurzfristig adressierten Forderungen der Risikoträger recht alternativlos ausgeliefert.

Beitragserhöhungen in der Wohngebäudeversicherung

Viele Wohnungsunternehmen und Immobilienverwalter sahen sich bereits in den vergangenen Jahren mit einem harten Markt und steigenden Preisen in der Wohngebäudeversicherung konfrontiert – und das überwiegend schadenbedingt. Bei jahrelang defizitärem Verlauf dieser Sparte steht die Profitabilitätsverbesserung für die Versicherer unverändert im Fokus. Soweit dies durch Reduzierung des Schadenaufwands, insbesondere der Leitungswasserschäden, nicht erreicht werden kann, bleibt nur die Beitragsseite als Regulativ.

Die Beitragseinnahmen erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 7 % auf 8,8 Mrd. Euro, nachdem sie im Jahr zuvor bereits um 6,5 % gestiegen waren. Bei lediglich 2 % mehr Leistungen sank die Schaden-Kosten-Quote dieser Sparte auf 94 % – eine Verbesserung um rund 10 Prozentpunkte seit 2018. Maßgeblich hierfür waren allerdings auch die relativ niedrigen Elementarschäden, die für ein gutes technisches Ergebnis der Branche sorgten. Schäden durch Naturgefahren lagen mit rund 2,5 Mrd. Euro deutlich unter dem langjährigen Mittel von 3,7 Mrd. Euro.

Niemand hatte mit einer globalen Krise dieses Ausmaßes gerechnet – und niemand kann wirklich vorhersagen, wie es weitergehen wird. Corona hat uns im letzten Jahr gelehrt, wie wichtig Flexibilität ist. Als Versicherungsspezialist der Immobilienwirtschaft stehen wir auf Ihrer Seite. Auch unter diesen erschwerten Bedingungen setzen wir uns täglich dafür ein, etwaige Qualitätsschwankungen der Versicherer auszugleichen und Ihnen eine konstant zuverlässige Maklerdienstleistung zu erbringen.